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Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Die Einführung ist getan und der risikolose Familenregisseur Chris Columbus sah sich in der ersten "Harry Potter"-Fortsetzung nun mit einer größeren Herausforderung konfrontiert: Diesmal galt es nicht nur, einige Effekt-Etappen abzuschleichen und dabei einige Charaktere und Handlungen einzuführen, sondern eine richtige, einigermaßen komplexe und auf mehreren Ebenen ablaufende Geschichte zu erzählen. Dabei zieht sich Columbus zum Glück sehr achtsam aus der Affäre, auch wenn er den Regiestab nach diesem Film sicherheitshalber abgegeben hat...

HARRY POTTER UND DIE KAMMER DES SCHRECKENS


Sein zweites Schuljahr in Hogwarts beginnt für Harry Potter (Daniel Radcliffe) nicht gerade angenehm. Der Hauself Dobby (Toby Jones) warnt den Jungen mit der Blitznarbe vor seiner Rückkehr und bei seiner Ankunft in der Zauberschule erfährt er auch schnell, wieso. Ein grausames Monster schleicht durch die Gänge und greift Schüler an... das Gerücht geht um, dass der Erbe Slytherins die Kammer des Schreckens geöffnet hat, um die Schule von den Menschen zu säubern, welche kein "reines" Zauberblut besitzen. Harry und seine Freunde Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) versuchen, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen und nehmen ihren Erzfeind Draca Malfoy (Tom Felton) ins Visier. Doch schnell wird Harry selbst zum Mittelpunkt der Anfeindungen...

Die gröbsten Fehler des ersten Teils werden in dieser Fortsetzung klar ausgemerzt: Das Tempo ist merklich höher, die digitalen Effekte viel besser, der Score nicht mehr so laut und die Handlung stützt sich diesmal nicht bloß auf eine simple Einführung, sondern erzählt eine überraschend düstere, verzwickte Story, die an einen Krimi auf Fantasy-Basis erinnert. Nach und nach finden Harry und seine Freunde immer mehr Details über die seltsamen Vorfälle hinaus, gehen Spuren nach und bringen sich dabei natürlich immer wieder in Gefahr. Mit 161 Minuten ist "Harry Potter 2" zwar sehr lang geraten (und das spürt man ab und an auch), dennoch passiert in den zweieinhalb Stunden so viel, dass nur selten Zeit zum Luftholen bleibt. Angenehm ist, dass der Action-Anteil merklich zurückgeschraubt wurde, ein tieferer Blick auf die Geschichte und die Charaktere in ihr geworfen wird. Natürlich gibt es auch diesmal Duelle mit gigantischen Kreaturen, ein rasantes Quidditch-Match und jede Menge Zauberei... doch im Mittelpunkt steht die finstere Story, sodass es auch mal zwanzig Minuten ohne ein einziges Krachbumm vonstatten geht. Und dies ist löblich, denn somit wird der Geist der Romanvorlage viel eher getroffen. Mit viel Witz, einem sagenhaften Detailreichtum und optischer Brillanz wird die Zauberschule Hogwarts erneut zum Leben erweckt und alles sieht nun wirklich etwas imposanter aus. Die Macher haben aus den (wenigen) Fehlern der ersten Adaption augenscheinlich viel gelernt, was zu einer gelungeneren Atmosphäre führt. Sehr clever gerät auch die Einführung einiger neuer Charaktere, sodass sich ein wunderbares Gesamtbild ergibt. Natürlich müssen Fans der Romane erneut mit einigen Kürzungen und Umdichtungen leben (auch wenn sich Columbus nach wie vor sehr sklavisch, etwas zu sklavisch, an die Vorlage hält), diese sind jedoch absolut verschmerzbar und immerhin sorgen sie dafür, dass diesmal nicht allzu atemlos durch die Story gehetzt wird, sondern immer wieder Zeit für kleinere Scharmützel und schöne Details bleibt. Für Kinder ist dieser Teil nun aber wirklich zu düster und in der ungekürzten Fassung zurecht erst ab 12 Jahren freigegeben, denn stellenweise geht es in den Kämpfen gegen Riesenspinnen und einen schlagfertigen Baum ziemlich zur Sache. Gewachsen sind auch die jugendlichen Darsteller, wobei besonders Daniel Radcliffe nun den richtigen Zugang zu seiner Rolle gefunden hat... Rupert Grint und Emma Watson waren ja zuvor schon gut und setzen diese Leistung hier fort. Die erwachsenen Darsteller brillieren erneut in kleineren Rollen, leider kommt Alan Rickman diesmal ein wenig zu kurz. Dafür sorgen die perfekt gecasteten Neuzugänge Kenneth Branagh und Jason Isaacs für sehr viel Humor bzw. kalte Härte. Und dann ist da noch Richard Harris, dessen Auftritt hier sein letzter vor seinem Tod war und welcher den weisen Schulleiter Dumbledore erneut mit einer großartigen Präsenz gibt. Insgesamt ist "Harry Potter 2" wesentlich stärker als sein etwas flacher und braver Vorgänger, bringt die Geschichte gut auf den Bildschirm und macht sich die Charaktere zu eigen. Das hier ist mehr als ein Kinderfilm, sondern der richtige Beginn eines ganz großen Fantasy-Epos!

Note: 2-




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