Direkt zum Hauptbereich

Zwei an einem Tag

Liebesfilme kann man nicht immer auseinanderhalten. Da gibt es die locker-leichten, meistens komödiantisch angehauchten und dann die sehr schweren, weil dramatisch versehenen. In der Werbung gleichen sie sich manchmal, denn bittersüße Leichtigkeit findet man oftmals in beiden Varianten... und beide Genres können auch mit tiefer Traurigkeit aufwarten. "Zwei an einem Tag" gehört zur zweiten Variante, hat dabei aber auch Humor zu bieten. Nicht immer funktioniert dieses Genre-Gehopse jedoch.

ZWEI AN EINEM TAG


Nach dem Abschluss verbringen die beiden jungen, angetrunkenen Emma Morley (Anne Hathaway) und Dexter Mayhew (Jim Sturgess) die Nacht zusammen. Doch mehr als eine gewichtige Freundschaft soll nicht dabei entstehen. In den folgenden Jahren schlittern die beiden immer haarscharf an einer ernsthaften Beziehung vorbei, was besonders an Dexter liegt, der sich als mäßig erfolgreicher TV-Moderator lieber dem Alkohol und billigen Frauen annimmt, während Emma ein ruhigeres, betulicheres Leben führt. Doch voneinander lassen können die beiden dennoch nicht und so führt sie das Schicksal immer wieder zusammen...

Insgesamt ist "Zwei an einem Tag" ein schöner, oft auch sehr melancholischer, nachdenklicher Film geworden. Die Settings sind erfrischend anders (da die Story hier mal nicht in den USA spielt), die Musikuntermalung stimmig, wenn auch ab und an etwas zu laut, die Geschichte ist schön und tiefgründig. Die Dialoge sind frech und witzig, ab und an aber auch etwas zu zahm... hier fehlt es ein wenig an sprachlicher Finesse, dann hätte dabei noch mehr herausgeholt werden können. Auch in Sachen Emotionen wird nicht aufs volle Gas getreten, was die dramatischen Erlebnisse zwar nicht weniger intensiv macht, allerdings werden einige Szenarien dann doch zu flott abgehandelt. Sehr gut gelungen ist das in Bilder gesetzte Sehnsuchtsgefühl der beiden Freunde, die schlichtweg nicht voneinander lassen können. "Zwei von einem Tag" erzählt seine Geschichte in Jahresabschnitten, in jedem Jahr wird stets nur der eine Tag beleuchtet, der Jahrestag, an welchem Emma und Dexter ihren, wie sie es später noch benennen werden, "Fast-Zusammenstoß" hatten. Man muss sich anfangs erst daran gewöhnen, doch später gewinnt diese Sprunghaftigkeit vom Glücklichsein, zur Einsamkeit, zur tiefen Melancholie einen ungewöhnlichen, aber gekonnten Zug. Dabei helfen auch die gar nicht mal so einseitigen Nebendarsteller, welche mit Dexters grummeligem Vater oder seiner überdrehten Kurz-Freundin angenehm anders dargestellt werden. Einzig Emmas zeitweiliger Lebenspartner, der unlustige und unerfolgreiche Comedian Ian, wird ein wenig zu sehr in Klischee-Schubladen gesteckt. Herausstechen tun aber natürlich eh Anne Hathway und "21"-Star Jim Sturgess, die als Leinwandpaar mit Ecken und Kanten eine schöne Vorstellung geben. In die Klassiker-Geschichte werden sie damit sicher nicht eingehen, besonders da Sturgess in problematischeren Territorien immer mal wieder etwas überdreht, während Hathaway mit einer weit nuancierteren, tiefergehenden Performance mehr überzeugt, aber es funkt dann doch immer wieder zwischen ihnen, sodass wir mit den beiden weinen, lachen und den Herzschmerz teilen. Nach dem Trailer hätte man also mit einer weiteren, schnöden Liebes-Ballade rechnen können, das hier ist aber zu weiten Teilen sehr menschlich und sehr tief. Ein schöner Film, der ein wenig mehr Feinschliff hätte vertragen können, dann hätte er sicher noch tiefer getroffen und noch mehr bewegt.

Note: 3+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...