Direkt zum Hauptbereich

Groupies bleiben nicht zum Frühstück

Eines hat sich an der heutigen Popstar-Kultur seit den 80ern nicht verändert: Das Gekreische, das Anhimmeln von Fans an Stars, das Durchdrehen, das für das große Vorbild leben. Was früher die Backstreet Boys und heute vermehrt YouTube-Stars wie Die Lochis oder Dat Adam sind, das waren vor gut fünf Jahren noch vermehrt Teenie-Bands. Darum dreht sich auch die deutsche Komödie "Grupies bleiben nicht zum Frühstück", welche die Liebe zu einem unerreichbaren Popstar in einer zwar vollkommen abgehobenen, aber sehr charmanten Geschichte in den Mittelpunkt stellt.

GROUPIES BLEIBEN NICHT ZUM FRÜHSTÜCK


Lila (Anna Fischer) kommt gerade von einem einjährigen Trip aus den USA nach Berlin zurück. In dieser Zeit ist die Rockband "Berlin Mitte", besonders aber ihr Leadsanger Chriz (Kostja Ullmann), deutschlandweit berühmt geworden. Lila, die von der Band noch nie gehört hat, lernt Chriz zufällig kennen... zwischen beiden funkt es sofort. Doch ihre Beziehung leidet schnell unter dem ständigen Termindruck, der Presse und dem Neid der Fans...

Filmfreunde, lasst euch nicht täuschen. Auch ich dachte nach dem kitschigen Trailer und auch noch nach den ersten zehn Minuten, dass mich hier eine richtige Gurke erwarten würde. Wenn Lila schnarchend im Flugzeug sitzt und dabei ihrem Sitzpartner aufs Hemd sabbert und die Mutter diesem kurz darauf noch eine Portion Kaffee überschüttet, dann stellt man sich schon mal, das Schlimmste befürchtend, auf einen niedrigen Gag-Level ein. Doch es kommt alles viel besser, und das auch noch als gedacht. Denn wenn Anna Fischer ihre anfangs sehr überzogene Performance immer wieder zurückfährt, um besonders in den romantischen Szenarien mit einer Präsenz aufzuwarten, die schlichtweg beeindruckend ist, um in den nächsten Szenen dann mit frechen Sprüchen um sich zu werfen, dass die Wände beben, dann macht das Ganze einfach unglaublich viel Spaß. Dass die Story kitschig und extrem weit hergeholt ist, stört dabei kaum, da der Film einfach einen beinahe unwiderstehlichen Charme entwickelt, dem sich auch Romantik-Muffel schwer entziehen dürften. Die Lovestory zwischen Lila und Chriz durchläuft erwartungsgemäß jede Menge problematische Etappen und bis zum unvermeidlichen Happy End wird sich mehr als einmal kräftig in die Haare gekriegt. Doch davon lebt eine RomCom eben und wenn man diese bekannte Machart dann auch noch so herrlich schmalzfrei, so frech und so selbstbewusst präsentiert, dann kann man gar nicht anders, als sich dem zu beugen. Mit einer erstaunlich guten Witz-Quote, einigen humortechnisch wirklich starken Einfällen und einem wunderbaren Ensemble an Nebencharakteren, wobei man diese gar nicht einzeln herausheben kann, da sie über die kleine Schwester bis hin zum gutherzigen Bodyguard mit Migrationshintergrund einfach allesamt hervorragend geschrieben und gespielt sind, unterhält "Groupies..." also eigentlich über die ganze Länge. Und dann sei noch erwähnt, dass auch die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Fischer und Ullmann perfekt funktioniert, man ihnen das verliebte Päärchen zu jeder Minute abkauft. Und auch die musikalische Untermalung ist mit einigen klaren Ohrwürmern wirklich fein gelungen. Keine spürbaren Längen in den 104 Minuten, viel zu lachen, eine perfekte Spur Romantik ohne zu viel Kitsch, eine nette Story, die viel Raum für schöne Situationen lässt und ein tolles Hauptdarsteller-Paar. Also nichts zu meckern? Fast, denn gegen Ende wird es in Sachen Kitsch dann doch ziemlich heftig und die finale Flughafen-Szene hätte man doch etwas schmalzfreier inszenieren können, da fällt dann auch der sentimentale Soundtrack negativ auf. Über die Story, die mit einigen Klischees auskommen muss und kaum in der Realität verhaftet ist, haben wir auch schon gesprochen. Dem Unterhaltungswert tut dies jedoch keinen Abbruch: "Groupies..." ist erstaunlich witzig, sehr romantisch, hat Tempo und Humor und ist vor allem eins: entwaffnend charmant.

Note: 2-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid