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Event Horizon - Am Rande des Universums

Im Weltraum hört dich niemand schreien. Mit diesem Slogan machte der Filmklassiker "Alien" Ende der Siebziger die Tiefen des Alls zum Horror-Schauplatz, in welchem ein Forschungsteam ums Überleben kämpft. Noch heute versuchen viele Filmemacher, mit eigenen Werken, in denen Astronauten und Wissenschaftler im All vom Terror heimgesucht werden, an das Meisterwerk anzuknüpfen, meist mit mäßigem Erfolg. Auch "Event Horizon" von dem oft kritisch beäugten Regisseur Paul W.S. Anderson, welcher schon so manche Gurke fabrizierte, bleibt gegen Ridley Scotts Klassiker nur ein laues Lüftchen, auch wenn eine gewisse Unterhaltung schon drin ist...

EVENT HORIZON


Im Jahr 2040 ging das Raumschiff "Event Horizon" während eines gigantischen Forschungsfluges, bei dem die Grenzen unseres Sonnensystems erkundet werden sollten, in der Nähe des Neptuins verloren. Sieben Jahre später ist Captain Miller (Laurence Fishburne) im gleichen Sektor unterwegs, um gemeinsam mit Doktor William Weir (Sam Neill) und einer Crew aus Uneingeweihten das Schiff zu finden und Nachforschungen anzustellen, was mit mit ihm und den Menschen darauf geschah. Als sie die "Event Horizon" schließlich aufspüren, finden sie darauf jedoch das pure Grauen...

Paul W.S. Anderson gilt wohl als einer der meist gescholtenen Regisseure der Welt, hinter Uwe Boll und Ed Wood. Und das ist nicht ganz unberechtigt, denn auch wenn ich viele Filme seiner Vita (vielleicht zum Glück?) gemieden habe, waren "Alien vs. Predator" und mit Abstrichen "Die drei Musketiere" ziemlich mies, während ich sein neuestes Werk, "Pompeii", jedoch extrem unterhaltsam fandund besonders visuell als Leckerbissen angesehen habe. 1997 machte Anderson dann da noch den Film "Event Horizon" und wie nicht anders zu erwarten, so betritt er auch in diesem Weltraum-Horror die Schiene des (unfreiwilligen) Trashs. Heftige, aber vollkommen übertriebene Gore-Effekte, die dank FSK 16 seltsam abgemildert werden, eine an den Haaren herbeigezogene Story, vorhersehbare Schockeffekte und recht wenig Spannung... der Regisseur bewegt sich hier auf seinem üblichen Niveau. Die visuellen Effekte mögen damals als gelungen gesehen worden sein, jedoch ist mir vollkommen unverständlich, wie man diesen tricktechnischen Brei auch damals gut finden konnte... im selben Jahr lief immerhin "Titanic" und zeigte, was die Technik damals schon konnte. Immerhin bringt die düstere und klaustrophobische Atmosphäre innerhalb des todbringenden Schiffes einige schöne Szenen mit sich, ehe diese von dem lauten Quatsch wieder kaputtgemacht werden und zumindest die erste halbe Stunde macht durch ihre nette Vorstellung der Charaktere und dem interessanten Aufbau der Story sehr viel Lust auf mehr. Kaum ist "Event Horizon" aber dann in Schwung gekommen, kaum hat man sich an die blödsinnige Story gewöhnt, da bläst das mit 87 Minuten sehr knapp bemessene Filmchen bereits zum überlangen, aber immerhin recht einfallsreichen Finale und ist so sehr flott am Ende angelangt. Abseits der schwachsinnigen Story, der trashigen und Zahnschmerzen verursachenden Dialoge und der miesen Trickeffekte muss man aber immerhin anmerken, dass der Aufhänger des Terrors eine schöne Idee ist. Dass es sich diesmal nicht um ein weiteres, menschenfressendes Monster handelt, sondern die Ängste tiefer gehen (auch wenn die Auflösung dann so blöde ist, dass es schmerzt), ist wirklich eine schöne Idee. Viel weiter geht der Film dann aber nicht und erstickt seine interessanten Ansätze in lautem Horror und viel unsinnigem Trash-Geschwafel, welches nicht wirklich vorankommt. Die Schauspieler schienen das ähnlich gesehen zu haben, denn während Laurence Fishburne, der sich hier endlich einem größeren Publikum zeigen konnte und anschließend seinen Durchbruch in der "Matrix" feierte, wirken die restlichen Darsteller wie Jason Isaacs oder Kathleen Quinlan doch leicht deplatziert. Einzig Sam Neill fand wohl viel Spaß an seiner Rolle, die er dann auch übertreibt und kaschiert, doch bei einer solch vorhersehbaren Entwicklung und einer solch niedrigen Tiefe geht das voll in Ordnung. Dank seines Trash-Faktors und einiger netter Ideen ist "Event Horizon" unterhaltsam, aber auch ziemlich blöde und arm an Spannung. Für Grusel abseits des Bluts, der Gedärme und der (unfreiwilligen) Komik sollte man sich besser woanders umsehen.

Note: 4+




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