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Ab durch die Hecke

Ich bin nicht unbedingt ein Fan davon, prominente Sprecher für die deutsche Synchronisation im Animations-Genre zu casten... ich werde es Disney beispielsweise nie verzeihen, dass sie Peer Augustinski für den dritten "Toy Story"-Film als Woodys Stimme freistellten, um anstattdessen Bully Herbig zu besetzen, ein cleverer Werbe-Gag, mit dem sich sicher die ein oder andere Eintrittskarte mehr verdienen ließ. Ab und an funktioniert dies aber, wenn die Sprecher einen so guten Job machen, dass man ihre TV-Gesichter vergisst, wie bei "Ab durch die Hecke"...

AB DURCH DIE HECKE


Waschbär Richie hat ein gewaltiges Problem: Vor lauter Hunger hat er versucht, den Futtervorrat des bösartigen Bären Vincent zu stehlen, durch einen Unfall jedoch das komplette Essen verloren. Vincent gibt Richie eine Woche Zeit, um alles wiederzubeschaffen. Dabei stößt der Waschbär auf eine Gruppe von gerade aus dem Winterschlaf erwachten Tieren und beschließt, sie in seinen Plan der Futterbeschaffung mit einzubeziehen... ohne ihnen jedoch ihr wahres Ziel zu verraten und ihnen die Nahrung im rechten Moment wieder abzunehmen und sie an Vincent auszuhändigen. Einzig die misstrauische Schildkröte Verne schöpft Verdacht, als Richie seine Freunde durch eine hohe Hecke und in die Wohngegend der Menschen führt...

Schon im Original finden sich mit Bruce Willis, Steve Carell, Avril Lavigne, William Shatner und vielen anderen Stars jede Menge namhafter Sprecher, aber dies ist in Amerika im Animations-Genre ja schon beinahe ein Standard, denn dort werden ja gerne Promis gecastet, um sprechenden Tieren ihr Leben durch ihre Stimme einzuhauchen. Seit einigen Jahren ist dies auch in Deutschland sehr beliebt, was den Nachteil mit sich bringt, dass man bei den bekannten Stimmen auf einmal das Gesicht mäßig witziger Comedy-Flauten vor sich hat und die wunderbar animierten Tiere bedeckt. Somit war zu befürchten, dass Bernard Hoecker, Ralf Schmitz, Jeanette Biedermann, Ben Becker und andere auch bei "Ab durch die Hecke" eher negativ auffallen, dies ist aber glücklicherweise nicht der Fall. Gerade Hoecker liefert eine starke Leistung als Sprecher ab, während die Rolle des hyperaktiven Eichhörnchens Hammy geradezu zugeschnitten auf den ansonsten ja auch recht adrenalintreibend auftretenen Ralf Schmitz ist. Sie alle leisten hier gute Arbeit, spielen sich stimmlich jedoch nicht so weit in den Vordergrund, dass sie den Animationen und der Geschichte auf negative Art die Schau stehlen würden. Letztere erweist sich hier wie erwartet als sehr einfach gestrickte, aber unterhaltsame Erzählung, die bei all dem Humor und dem Slapstick Jüngere mehr ansprechen wird als Erwachsene. Doppeldeutige Anspielungen, durch die auch Ältere mal lauter lachen dürfen, fehlen hier leider fast vollständig, sodass man sich hier ab 14 Jahren zwar nicht langweilt, aber auch kein wirklich großartiges Animationserlebnis vor sich hat... da haben "Ice Age" oder "Shrek" einige Jahre zuvor in Sachen Gagdichte besser vorgelegt. Die besten Lacher sahnt hier noch Eichhörnchen Hammy ab, der vor allem im Finale einen ganz starken, sehr lustigen Auftritt hat, der an eine erinnerungswürdige Sequenz aus dem mehrere Jahre später (!) erschienenen "X-Men - Zukunft ist Vergangenheit" erinnert. Die Animationen sind ebenfalls sehr hübsch, der moralische Zeigefinger wird zum Glück erst später sehr pathetisch in die Höhe gereckt, zuvor wurde man kurzweilig unterhalten. Etwas weniger Geschrei und ein paar Ruhepausen mehr wären zwar schön gewesen, aber auch so dürfte sich die Familie gemeinsam bei "Ab durch die Hecke" nett amüsieren.

Note: 3-


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