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Kill Bill - Volume 1

Nach seinem von Kritikern nicht mehr allzu euphorisch aufgenommenen dritten Film "Jackie Brown" im Jahr 1997 verschwand Regielegende Quentin Tarantino erstmal für eine lange Weile, ehe er sich im Jahr 2003 zurückmeldete... diesmal mit einem Zweiteiler namens "Kill Bill". Was erst nach blödsinniger Gewinnmaximierung aussah, machte jedoch Sinn, da sich die Geschichte recht klar in zwei grobe Stücke aufteilt. Der erste Teil davon bietet schon mal jede Menge Action und allerlei wildes Zitieren aus jeder Ecke der Popkultur, vergisst dabei aber ab und an seine Geschichte und seine Charaktere.

KILL BILL - VOLUME 1

Nach einer langen Zeit im Killerkommando des eiskalten Bill (David Carradine) hat die im Film nur "Die Braut" genannte Namenlose (Uma Thurman) dem Töten den Rücken gekehrt und einen Mann fürs Leben gefunden. Doch das Glück wird ihr nicht gegönnt, gemeinsam mit seinen Mitstreitern verwandelt Bill die Hochzeitsgesellschaft in ein Massaker und tötet alle Anwesenden... einzig die hochschwangere "Braut" selbst überlebt schwer verletzt und fällt in ein Koma, aus welchem sie erst vier Jahre später wieder erwacht. Den Verlust ihres Kindes und ihres Lebens betrauert beschließt die Frau nun, blutige Rache zu nehmen und macht sich auf die Suche nach dem fünfköpfigen "Killerkommando"...

Ein weiteres Meisterwerk, wie man fast alle Filme in Tarantinos beeindruckender Biografie nennen kann, ist "Kill 1" nicht geworden, das muss man direkt zu Beginn ansagen. Das größte Problem in diesem Werk ist nämlich, dass sich die wahnsinnige Zitierfreude des Regisseurs, was in seinen vorherigen Werken für einige ultracoole Szenen sorgte, hier zu einem Maß steigert, welches den eigentlichen Film schier erdrückt. So genial die Zitate auch sind, so sehr man sich über die Anspielungen freut, oftmals scheinen sie diesmal nur dem Selbstzweck zu dienen, stehen nicht mehr im Sinne der Geschichte oder den Dialogen und verlieren so schnell an Reiz. So sind auch die Stilbrüche, die Tarantino wie gewohnt wieder tätig, nicht immer ganz nachzuvollziehen... warum muss der blutige Showdown auf einmal in Schwarzweiß gehalten werden? Wäre das Gemetzel in Farbe zu brutal gewesen? Kaum vorstellbar, da bereits zuvor mit einigen sehr deftigen Szenen ordentlich vorgelegt wurde. Wo dies alles schon ein wenig seltsame Entscheidungen sind, wiegt jedoch am stärksten, dass Tarantinos grandiose Dialoge in diesem Film kaum zur Geltung kommen. So stark wie nie setzt der Regisseur hier auf Action ohne Ende, auf blutige Over-the-Top-Kämpfe, bei denen die rote Farbe in überdimensionalen Fontänen aus den abgerissenen Gliedmäßen spritzt und bei denen der Bodycount sekündlich steigt. Da bleibt nicht mehr viel Platz für eine ausgeklügelte Story oder denkwürdige Charaktere und dementsprechend bekommen wir die hier auch nicht geboten. Einzig die siebzehnjährige Gogo bleibt mit ihrer Gänsehaut erzeugenden Kälte und dem wohl spektakulärsten Kampf des Films nachhaltig im Gedächtnis, doch der Rest bekommt abseits der ständigen Kampfszenen schlichtweg zu wenig Raum zur Entwicklung. Vielleicht bietet der zweite Teil da ein wenig Abhilfe, denn das hier ist zwar optisch, choreographisch, musikalisch und auf visueller Ebene ein Meisterwerk, in Sachen Stilsicherheit und Coolness sehr gut und hat famose Einzelszenen zu bieten (z.B. die Intro-Szene oder natürlich der jetzt schon klassische Finalkampf, der sich über eine gute halbe Stunde hinzieht und die Zuschauer am Ende mit offenen Mündern zurücklässt), aber es erzählt nichts und wirkt so, obwohl man den Geist Tarantinos zu jeder Zeit spürt, doch ein wenig nichtig. Das ist ultrablutig, das ist ein Fest für die Sinne, aber es hinterlässt, zum ersten Mal bei diesem einzigartigen Regisseur, keinen Eindruck. Es ist noch immer ein guter Film, aber für einen Mann dieses Kalibers ist ja eigentlich alles unter der Note 2 eine Enttäuschung.

Note: 3+

 

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