Direkt zum Hauptbereich

Fargo - Blutiger Schnee

Die Coen Brothers sind ja bereits bekannt für ihre doch recht skurillen, filmisch eigensinnigen Arbeiten, was sie mit Kulthits wie "Burn After Reading" oder "The Big Lebowski" eindrucksvoll bewiesen. In "Fargo", einem ihrer bereits älteren Werke, behaupten beide zu Beginn sogar, dass die nachfolgenden Ereignisse auf wahren Begebenheiten beruhen... was absolut nicht der Fall ist und als Scherz gemeint sein soll. Die Geschichte an sich ist dabei aber so verrückt, dass man sie glatt für wahr halten könnte.

FARGO

Der erfolglose Autohändler Jerry Lundegaard (William H. Macy) braucht dringend Geld. Deswegen heuert er die beiden psychopathischen Schwerverbrecher Carl (Steve Buscemi) und Gaear (Peter Stormare) an, welche seine Frau Jean (Kristin Rudrüd) entführen und somit ihren reichen Vater Wade (Harve Presnell) um mehere tausend Dollar erpressen sollen, wobei die eine Hälfte an die Entführer, die andere geheim an Jerry selbst gehen soll. Bei der Entführung kommt es für Carl und Gaear jedoch zu Schwierigkeiten und einigen Toten, weshalb schnell das Gesetz in Form der sorgenlosen Polizistin Marge Gunderson (Frances McDormand) auf der Schwelle steht und nachhorcht...

Ja, die Coens bleiben ihrem Stil definitiv treu, auch "Fargo" aus dem Jahr 1996 ist wirr, wimmelt von skurillen Charakteren und hat eine ziemlich coole Mischung aus blutiger Action und schwarzem Humor zu bieten. Die Rechnung geht dabei aber nicht vollständig auf, denn nach einer sehr starken ersten Hälfte verhaspelt sich der Film immer wieder in Kleinigkeiten. Dies versucht er durch flotte Szenenwechsel zu übertünchen, doch auch wenn der Film immer wieder durch die drei Handlungen hin und herläuft, lässt sich kaum übersehen, dass sich hier über eine ganze Weile recht wenig tut. Das ist ab und an ganz witzig, wenn Marge aber zum gefühlt zehnten Mal zu ihrem Mann ins Bett krabbelt, um mit ihm Fernsehen zu schauen, dann hat das irgendwann schon etwas nerviges. Denn die verrückte Krimi-Geschichte ist hier eigentlich recht spannend aufgezogen, hat ein paar nette Wendungen und sorgt mit überraschender Härte dafür, dass hier keine der Figuren sicher ist. Gerade der tödliche Abschied von so manchem Charakter gerät dabei aber sehr vorhersehbar, oftmals kann man einen Tod einer Figur schon weit vorausahnen und ist dann längst nicht so überrascht wie das Opfer selbst, wenn es dahinscheidet. Hier hätte man durchaus cleverere Fährten legen können, um den Zuschauer noch aus dem Sessel zu hauen, leider arbeitet man hier dann doch ein wenig zu durchsichtig, wodurch man den Coens schnell auf den Leim kommt. Nichtsdestotrotz ist das Ganze dank vieler gelungener Gags (auch wenn sie sehr böse sind) ziemlich unterhaltsam und trotz recht viel Blut und einigen Leichen auch verrückt genug, dass man es eh kaum ernstnehmen kann. "Fargo" ist von vorne bis hinten herausragend gespielt (besonders Frances McDormand, die hierfür einen Oscar mit nach Hause nahm, glänzt), in Sachen Soundtrack eine Offenbarung und hat zudem noch wunderschöne, verschneite Bilder zu liefern... dass er sich für Mainstream-Zuschauer aber zwischen alle Stühle setzt und der Mix aus bösem Humor und blutigem Ernst nicht immer passend zusammengeht, hinterlässt einen etwas faden Beigeschmack.

Note: 3

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...