Direkt zum Hauptbereich

Wolf Creek

Das mit den wahren Begebenheiten ist so eine Sache. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass jeder dritte Film sich mit der Einblendung "Beruht auf einer wahren Begebenheit" versieht und bei den meisten stimmt dies nicht oder eben nur halbwegs. So geschehen auch hier bei dem Horror-Schocker "Wolf Creek", der uns weismachen will, dass die Geschichte um einen folternden und mordenden Cowboy im australischen Outback unglaublich real sei. Dass hier verschiedene Mordfälle zu einem verschmolzen wurden, das verschweigt man natürlich lieber. Für mich persönlich hinterlässt eine solch fadenscheinige Werbung stets einen miesen Beigeschmack... was aber nichts daran ändert, dass das filmische Endprodukt zumindest atmosphärisch oft ins Schwarze trifft.

WOLF CREEK

Die drei Freunde Liz (Cassandra Magrath), Kristy (Kestie Morassi) und Ben (Nathan Phillips) machen sich auf zu einer Reise durch das australische Outback, um den gigantischen Meteoritenkrater von Wolf Creek zu sehen und anschließend weiter in die Stadt und zu den großen Partys zu reisen. Nach der Besichtigung des Kraters bleibt ihr Leihauto allerdings liegen... Rettung verspricht sich einzig über den verschroben wirkenden Einsiedler Mick (John Jarratt), welcher anbietet, die Gruppe zu seiner Werkstatt zu schleppen, um das Auto über Nacht für lau zu reparieren. Doch in Wahrheit hat der Mann vollkommen andere Absichten...

Was "Wolf Creek" einiges an Kritik eingebracht hat, war die lange Einführung der Charaktere und ihrer Reise, bevor es mit dem eigentlichen Horror losgeht. Die kleinen Liebeleien, die Wanderungen durch die Landschaft, die Partys... all diese Themen ziehen sich bis zur Halbzeit hinein, bevor die ersten Messer gewetzt werden, doch im Gegensatz zu vielen anderen empfinde ich dies als Vorteil. Da wir die Charaktere einigermaßen gut kennenlernen und genügend Zeit haben, um schon bald mit ihnen zu sympathisieren, ist uns ihr Schicksal nicht egal, sobald es ans unvermeidliche Weglaufen und Verstecken geht und wir fiebern mit den Opfern schon ziemlich mit. Zudem bekommen wir in der ruhigeren, aber atmosphärisch starken ersten Hälfte auch einige sehr schöne Bilder des australischen Outbacks zu sehen und können uns daran erfreuen, wie das Gefühl von Unbehagen langsam aber sicher seinen Lauf nimmt... was sehr viel wirkungsvoller ist als die Slasher, die bereits nach fünfzehn Minuten Vollgas geben und kein kleines Kind gruseln können. Wenn es dann jedoch ans Eingemachte geht, dann gibt es für Regisseur Greg McLean auch kein Halten mehr, der Splatter wird nicht überstrapaziert und das Schlimmste wird der Fantasie des Zuschauers überlassen, dennoch spritzt hier einiges an Blut und besonders die Vorstellungen, die man sich als Zuseher hier angesichts des Geschehens macht, sind schon unangenehm. Für zartbesaitete Gemüter ist dies hier sicherlich nichts, ab und an wird es sogar so eklig, dass man sich betroffen abwendet... ist sowas noch filmische Unterhaltung, in irgendeinem Sinne? Schwierig, denn "Wolf Creek" macht hier keine Gefangenen und scheint sich schon bald selbst in seinem Ekel und seinem Voyeurismus zu suhlen. Das ist sicher nicht schön, sondern bald nur noch krank... auch wenn es eine Wirkung hat, für Spannung sorgt und bei der Stange hält. Ein guter Schocker ist "Wolf Creek" aber deswegen nicht geworden, besonders da einige bediente Klischees bei dem Realismus besonders auffallen und die herumlaufenden Opfer nach den gängigen Regeln des Genres möglichst dumm handeln, um dem Killer auch ja wieder vor die Flinte zu laufen. Horror-Fans werden bessere Alternativen finden, aber atmosphärisch ist "Wolf Creek" gut gelungen und für einen gruseligen und unangenehmen Filmabend sicher zu empfehlen... auch wenn man sich danach schlecht und unwohl fühlt.

Note: 3-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid