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2012

Wenn einer die Welt im Kino spektakulär und unterhaltsam untergehen lassen kann, dann ist es Roland Emmerich. Der gebürtige Schwabe konnte mich bislang mit sämtlichen seiner Filme überzeugen, mit einer peinlichen Ausnahme namens "10.000 BC". Aber sonst bieten seine Endzeit-Spektakel anspruchslose Popcornkino-Unterhaltung vom Feinsten und mit dem Film zum Weltuntergang im Jahre 2012 hat der Regisseur noch einmal alles zusammengepackt, was irgendwie ging. Das Ergebnis: Eine Apokalypse der Superlative, welche nicht alle Storyschwächen umschifft, aber so noch nie gesehene Bilder und Action liefert.

2012

Durch eine ungemein starke Sonneneruption beginnt im Jahre 2012 der Erdkern zu schmelzen. Schon Jahre zuvor entdeckte der junge Wissenschaftler Dr. Adrian Helmsley (Chiwetel Eijofor) die nahende Katastrophe, die Regierung leitete mit dem Bau von gigantischen Archen erste Sicherheiten ein. Doch als die Kontinente schneller als geahnt beginnen, auseinanderzufallen, steht die Zvilisation vor ihrem Ende. Mittendrin: Autor und Familienvater Jackson Curtis (John Cusack), welcher mit seinen Angehörigen aus dem in den Fluten versinkenden Kalifornien fliehen konnte...

Seien wir doch mal ehrlich. Bei Katastrophenfilmen vom Herrn Emmerich ist die Story doch eher ein netter Bonus, um von einer spektakulären Actionsequenz zur nächsten zu führen und den Zuschauer dabei bestenfalls noch zu packen. Die Geschichte, die uns Emmerich hier auftischt, entbehrt jeglicher Logik, die Charaktere sind Klischees und es fällt schon auf, wie unglaublich knapp die Figuren jedes Mal dem Tod von der Schippe springen. Aber: Für einen Unterhaltungsfilm dieser Art ist das vollkommen ausreichend. Ich erwarte bei "2012" weder tiefschürfende Dialoge noch großen Anspruch, sondern möchte einfach nur zweieinhalb Stunden mit gigantischem Spektakel unterhalten werden. Und das schafft dieser Film ohne Wenn und Aber. Emmerich packt alles zusammen, was das Katastrophen-Genre in den letzten Jahren so hervorgebracht hat: Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche, Aschewolken... ganze Städte und Kontinente kollabieren und die Bilder, die dabei auf den Bildschirm gezaubert werden, sind schlicht und ergreifend atemberaubend, die Effekte eine Wucht... auch wenn die Herkunft aus dem Computer nicht immer verborgen werden kann. Das stört aber so gut wie nie und auch bei einer CGI-lastigen Flucht aus Kalifornien, bei welcher hinter dem einen Auto alles in die Brüche geht ist man eher von dem gigantischen Spektakel gebannt als sich an den teils verwaschenen Effekten aufzuhängen. Weitere grandiose Action bietet uns Emmerich in der Folge mit einem riesigen Vulkanausbruch und den finalen Tsunamis, die in ihrer beängstigenden Größe für die wohl spannendsten und teilweise auch emotionalsten Momente des Films sorgen. Technisch und im Bereich der Action und des Gigantismus gibt es hier dementsprechend absolut nichts zu mäkeln, selten hat man wohl ein solches Katastrophen-Spektakel gesehen. Dass "2012" aber oft sogar auf emotionaler Ebene funktioniert, war so nicht unbedingt zu erwarten, aber Emmerich schafft es (wenn auch nur durch Klischees), dass wir die Figuren sympathisch genug finden, um mit ihnen mitzufiebern und auch die vielen Todesopfer betrauern, bei welchen Familien und Freundschaften auseinander gerissen werden, wobei sich der Regisseur mutig vom Mainstream entfernen kann. Nicht ganz so gelungen sind dabei die humoristischen Einschübe, welche oft zu albern und dementsprechend deplatziert wirken. Schauspielerisch kann man hier keine Glanzleistungen erwarten, John Cusack, Danny Glover, Woody Harrelson und Co. spielen hier definitiv unter ihrem eigentlichen Niveau, ordnen sich den Effekten und dem Weltuntergang unter, fallen weder auf noch stören sie. Eine Überraschung im positiven Sinne ist jedoch Chiwetel Eijofor, welcher einige Akzente setzen kann, sowie Oliver Platt als fieser Politiker, welcher bei all dem Menschenretten droht, die eigentliche Menschlichkeit über Bord zu werfen. Das ist alles keine große Kunst des Geschichtenerzählens, für einen Unterhaltungs-Blockbuster aber vollkommen ausreichend und dementsprechend, trotz kleinerer Längen zu Beginn, einigen doch recht miesen Dialogen und dem (teilweise) schwachen Humor, einfach tolles Popcorn-Kino mit (man kann es nicht oft genug sagen) grandiosen Bildern und Effekten aller erster Güte.

Note: 2



 

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