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Unterwegs mit Mum

Wenn ein Schauspieler für überzeugende Komödien unserer heutigen Kinozeit steht, dann dürfte das wohl Seth Rogen sein. Sich für keinen Kalauer zu schade, dabei aber meist auch wirklich witzig, lockt er mit seinen Filmen immer wieder die Zuschauer ins Kino. "Unterwegs mit Mum", welcher im Frühjahr 2013 in die Lichtspielhäuser kam, habe ich allerdings komplett übersehen, vielleicht, weil ich damals so sehr auf den ebenfalls mit Rogen besetzten "Das ist das Ende" freute. Nun habe ich die Roadtrip-Komödie nachgeholt und gemerkt, dass ich da nicht wirklich viel verpasst habe...

UNTERWEGS MIT MUM

Andrew Brewster (Seth Rogen) ist Chemiker und versucht erfolglos, ein von ihm selbst entwickeltes Reinigungsprodukt zu einer Vermarktung zu schaffen. Als er seine überfürsorgliche Mutter Joyce (Barbara Streisand) besucht, die enttäuscht davon ist, dass ihr Sohn sie nur noch selten kontaktiert, entschließt er sich, sie durch eine Geschäftsreise quer durch die USA, bei welcher Andrew verschiedene Vorstellungstermine absolvieren möchte, mitzunehmen, an dessen Ende er sie mit einem Besuch bei ihrer Jugendliebe, welche er zuvor über das Internet ausfindig gemacht, überraschen möchte. Doch schon bald bemerkt Andrew, dass dies ein Fehler war, denn seine Mutter ist schon früh dabei, ihm den letzten Nerv zu töten...

"Unterwegs mit Mum" krankt schon früh an einer viel zu niedrigen Gagdichte, einer vorhersehbaren Geschichte und einem für eine Komödie recht langsamen Tempo. Der Film kommt kaum in Schwung und die müden Witzchen stammen aus dem Baukasten, wobei es zwar löblich ist, dass diese meist aus Dialogen und nicht aus ödem Slapstick bestehen, die Lacher aber weitestgehend ausbleiben, da es doch meist nur auf "Mutter quatscht ohne Ende, Sohn ist genervt" hinausläuft. Barbara Streisand und Seth Rogen geben zwar ein durchaus glaubwürdiges Leinwand-Paar ab und wissen in ihren Rollen durchgehend zu überzeugen, was jedoch nicht für das schwachbrüstige Tempo und die lauen Gags entschädigt. Der Roadtrip, auf dem sich beide befinden, erinnert auf unangenehme Weise auf den ja auch schon nicht wirklich spaßigen "Stichtag" mit Robert Downey Jr. und Zach Galifianakis, sodass auch Originalität hier mit der Lupe gesucht werden muss... ohne dass man dabei dann eine Spur davon findet. Ich hatte bereits, trotz netter Gastauftritte von "King Kong"-Star Colin Hanks und "Lost"-Fiesling Brett Cullen, das Interesse verloren und den Film als misslungen abgehakt, aber plötzlich kommt "Unterwegs mit Mum" innerhalb der letzten halben Stunde noch vollkommen aus sich heraus. In der letzten halben Stunde kommt sowohl die auf einmal wesentlich interessantere, sogar emotional bewegende Geschichte in Fahrt, die Gags werden etwas besser und am Ende bekommen wir sogar eine völlig unerwartete Wendung vorgesetzt, die genau da trifft, wo sie hin soll. Das kommt dann alles schon ziemlich überraschend und auch wenn die vorhergehende, ziemlich lasche, wenn auch nie wirklich ärgerliche Stunde so sicher nicht entschädigt werden kann... mit diesem Schluss wird man dennoch irgendwie zufrieden entlassen und erinnert sich somit sicher an keinen guten Film, aber an einen, der seine Momente hatte. Und das ist ja immerhin, bei meinen niedrigen Erwartungen, definitiv etwas mehr als angenommen.

Note: 4+


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