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Australia

2008 brachte Baz Luhrmann, Regisseur von Klassikern wie "Moulin Rouge" einen Film ins Kino, der den Geist von aus der Filmgeschichte nicht mehr wegzudenkenden Meisterwerken wie "Vom Winde verweht" atmen sollte. Eine ganz schöne Herausforderung, denn an solche Streifen auch nur annährend heranzukommen, trotz oder gerade wegen der heutigen technischen Möglichkeiten, das ist sicher kein einfaches Unterfangen. An diesen Erwartungen scheitert "Australia" dann leider auch, denn bei dem Willen, möglichst viel mitzunehmen und dem Publikum einfach alles zu bieten, was drin sein muss, wird eine stringente Handlung vermisst...

AUSTRALIA

Die aus England stammende Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) macht sich in das australische Outback auf, um ihrem dort auf einer Rinderfarm arbeitenden Mann, den sie verdächtigt, sie zu betrügen, kräftig die Leviten zu lesen. Auf der Farm angekommen findet sie ihren Mann allerdings tot auf, offensichtlich ermordet von dem wilden Aboriginee King George (David Gulpilil). Plötzlich besitzt Sarah die Farm und muss entscheiden, was mit dieser geschehen soll. Anstatt diese jedoch an den übermächtigen Konkurrenten Carney (Bryan Brown) und dessen Handlanger Fletcher (David Wenham) abzutreten, übernimmt sie selbst die Verantwortung über das Land und die Menschen, die darauf wohnen. Darunter befindet sich nur der kleine Aboriginee-Junge Nullah (Brandon Walters), sondern auch der raubeinige Viehtreiber Drover (Hugh Jackman), dem sie schon bald erlegen ist, als die beiden sich entschließen, die Rinderherde ins Dorf zu treiben, um somit die Farm zu retten...

So ganz kann sich Regisseur Baz Luhrmann nicht entscheiden, welchen Weg er mit seinem Film und seiner Story gehen will, wobei besonders die erste Hälfte dieses fast dreistündigen Epos' etwas unbeholfen und unentschlossen wirkt. Über die Rettung der Rinderfarm, der großen Liebe, Freundschaft, Treue, Familie, Krieg und nicht zuletzt das Bewahren der Aboriginee-Kinder vor Gefangenschaft und Tod will Luhrmann möglichst alles mitnehmen, doch dies ist einfach viel zu viel und er kann kaum einer Handlungsebene genügend abringen, um diese für den Zuschauer greifbar zu machen. So wirkt hier alles ein wenig bemüht, der albern-groteske Humor der ersten Minuten weicht zwar zum Glück bald einigen leiseren Witzchen, aber Gefühle anregen tut das trotzdem nicht. Die Landschaftsaufnahmen sind beeindruckend, leider kann man sich aber des Gefühls nicht erwehren, dass hier viel mit dem Computer nachgeholfen wurde... einiges sieht hier doch recht künstlich und somit unnahbar aus, einer der Gründe, warum zum Beispiel die ansonsten fabelhafte Actionszene mit einer durchgehenden Rinderherde keinen bleibenden Eindruck hinterlassen kann. Die Geschichte braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen und tut sich anfangs keinen Gefallen damit, so dermaßen mit schnellen Schnitten und einer Ansammlung von Charakteren und Subplots auf die Tube zu drücken. Später wird der Ton des Films jedoch deutlich kohärenter, das große Drama ist spürbarer, sobald die Charaktere einigermaßen eingeordnet sind und bisweilen kommt da sogar einiges an Spannung, auch sehr viel an Tragik und Dramatik auf. Klar, Luhrman spielt mit epischen Zeitlupen in Kombination mit einem gigantischen Orchester-Soundtrack und weiß ganz genau, wie durch diese Tricks Gefühle zu wecken sind... funktionieren tut es, obwohl man weiß, dass man hier durch eben diese Techniken zum Mitfiebern gedrängt wird. Nach einer recht seltsam anmutenden ersten Hälfte baut Luhrman aber dann eine zwar recht vorhersehbare, aber dennoch packende Geschichte auf, die sowohl Lehrmaterial über die geschehenen Ereignisse gibt, als auch emotional zu berühren weiß. Die Figuren bleiben in Erinnerung, wobei dies besonders für die deutlich charismatischeren Nebencharaktere gilt. Jackman und Kidman als Leinwandpaar gehen zwar in Ordnung, werden aber sicher nie den klassischen Status beispielweise von Gable und Leigh einnehmen, dafür fehlt es hier dann doch noch etwas an echtem Herz. Die Leistung beider ist dennoch beachtlich, während David Wenham einen eher farblosen Bösewicht gibt. Insgesamt ist "Australia" trotz aller Wucht nicht das große Epos, dass es gerne sein würde, dafür verläuft die Handlung zu unausgewogen und weniger, teils miese, Computereffekte wären schön gewesen. Gerührt ist man am Ende schließlich doch und lässt sich gerne von dem Kitsch und der Dramatik mitreißen.

Note: 3+

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