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(500) Days of Summer

Romantische Komödien gibt es wie Sand am Meer, trotzdem sind nur die allerwenigsten von ihnen wirklich überzeugend, oft sehen wir nur immer mehr vom Selben. Mann und Frau treffen sich und werden am Ende ein glückliches Paar... was einschließt, dass sich beide irgendwann unsterblich ineinander verlieben. "(500) Days of Summer" umgeht diese Klippen sofort, indem er zwar eine romantische Komödie ist, aber, wie vom Off-Kommentator gleich zu Beginn festgestellt wird, keine Liebesgeschichte. Denn um Liebe geht es hier nur für einen der beiden Hauptprotagonisten... und schon haben wir es hier mit einem originelleren Film des Genres zu tun, wobei die Ideen des Autorenteams hier noch lange nicht aufhören.

(500) DAYS OF SUMMER

Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt) arbeitet in einer Firma zur Herstellung von Grußkarten, womit er, da er immer Architekt werden wollte, gar nicht zufrieden ist. Eines Tages lernt er die lebensfrohe Summer (Zooey Deschanel) kennen, welche als neue Assistentin des Chefs Vance (Clark Gregg) ins Büro kommt. Um Tom ist es sofort geschehen und auch Summer scheint von dem ruhigen, humorvollen und verloren wirkenden Mann angezogen zu sein. Was die beiden zusammen erleben, ist irgendwie alles, aber doch nie so wirklich... denn da Summer sich partout nicht auf etwas Festes einlassen möchte, nicht an die wahre Liebe glaubt und Tom trotz Küssen, Händchenhalten und Sex eher als Kumpel denn als festen Freund ansieht, kommt dieser schon bald mit seinen Gefühlen zu ihr in Teufels Küche...

Was diesen Film von so vielen anderen romantischen Komödien unserer Zeit entscheidet, ist der Clou, dass diesmal eben nicht die Frau diejenige ist, die hoffnungslos der Romantik verfallen ist, sondern der Mann. Und es ist kein großer Spoiler zu sagen, dass die Liebe, die er empfindet, von ihr so nie wirklich zurückgegeben werden kann... damit ist "500 Days of Summer" bereits näher dran am richtigen Leben als andere Vertreter seines Genres. Der Film ist erfrischend ehrlich und wirkt in fast jeglicher Pore echt, er zeigt uns den Schmerz, welche unglücklich Verliebte mit sich herumtragen müssen und führt uns auf eine Achterbahnfahrt der Emotionen, über schnell wechselnde Gefühle der Freude, der Wut, der Verzweiflung, der Depression... etwas, was so wohl nur das krankhafte Verliebtsein mit uns anrichten kann. Der Film bringt dies gut rüber, weiß zu bewegen, aber auch durch die scharfen Dialoge zu amüsieren... in vielen Situationen erkennen wir uns selbst wieder und dass eben diese Momente nicht in die Höhe getrieben werden, sondern stets in einem realistischen, glaubhaften und nicht zu übertriebenen Rahmen stattfinden, sorgt für ein homogenes Gefühl beim Ansehen. Mit seinen 95 Minuten ist der Film recht knapp geraten, mehr Zeit braucht er jedoch nicht, um alle Etappen der 500 Tage abzuarbeiten und dabei eine durchgehend runde Geschichte zu erzählen, welche uns mit der herben Wahrheit konfrontiert, die uns andere RomComs mit viel Kitsch vorenthalten, dabei aber dennoch hervorragend unterhält. Neben den bereits erwähnten gewitzten Dialogen tragen dazu auch die Schauspieler einen erheblichen Teil bei, Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel funktionieren als Leinwandpaar hervorragend und geben fantastische Leistungen ab, in Nebenrollen glänzen "Avengers"-Star Clark Gregg und das junge Schauspielwunder Chloe Grace Moretz, von denen ich aber auch gerne noch mehr gesehen hätte. Weitere Pluspunkte verdient sich "500 Days of Summer" abseits der überzeugenden Geschichte vornehmlich mit seinem wunderbaren Soundtrack, welcher Dutzende Ohrwürmer bereit hält und dabei zum Glück auf allseits bekannte Songs verzichtet, und mehreren stilsicheren Szenen, wie beispielsweise einer Ensemble-Tanzeinlage im Park oder dem ständigen Herumspringen zwischen den einzelnen 500 Tagen, um die Gefühlswelt von Tom Hansen immer wieder eine Wendung vollführen zu lassen. Das fügt sich alles sehr gut zusammen, wirkt erfrischend und neu... auch wenn das Genre hier eben nicht neu erfunden, sondern bloß ein wenig anders angepackt wird und mit mehr Ehrlichkeit auftrumpft, den Zuschauer und die Charaktere ernst nimmt. So ganz entfliehen kann "500 Days of Summer" den Kitsch-Fallen aber nicht immer, so hätten einige schmalzige Zeitlupen-Aufnahmen nicht sein müssen, die Dramatik hätte ohne sie sicher noch besser funktioniert. Zudem bleibt der Charakter der Summer auch nach Filmende noch ein kleines Rätsel und ihre Wendung weg von der jungen, lebensfrohen Frau zu... sagen wir, jemand anderem, kommt dabei doch etwas plötzlich und ohne wirklich triftigen Grund. Das sind aber nur kleine Mankos in einem ansonsten wirklich schönen Film mit einem tollen Stil, einer schönen Geschichte und hervorragend aufgelegten Schauspielern. Fazit: Ansehen, auch für die, die nicht wirklich auf RomComs stehen!

Note: 2-



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