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A Long Way Down

Mit "High Fidelity" und "About a Boy" wurden ja bereits zwei Romane von Nick Hornby für die große Leinwand verfilmt, von denen ich jedoch nur zweiteren gesehen habe und dies auch noch vor vielen Jahren, sodass wenig hängengeblieben ist. Über "A Long Way Down" bin ich dann schon eher zufällig gestolpert, habe nicht allzu viel erwartet und rechnete bereits mit einem kleinen, unterhaltsamen Filmchen, mit gerecht verteilten Portionen in Sachen Komik und Tragik. Und genauso kam es dann auch.

A LONG WAY DOWN

Es ist Silvesternacht in London. Der wegen eines Sexualdeliktes arbeitslos gewordene Ex-Talkmaster Martin Sharp (Pierce Brosnan) will sich vom Dach eines Hochhauses stürzen und damit seinem Leben ein Ende setzen. Er merkt jedoch, kurz vor dem Absprung, dass er damit nicht alleine ist, denn die alleinerziehende Hausfrau Maureen (Toni Collette), der undurchsichtige Pizzabote JJ (Aaron Paul) und die psychisch angeknackste Jess (Imogen Poots), Tochter eines Politikers (Sam Neill) haben den selben Plan. Als die vier sich begegnen, canceln sie ihren Selbstmordversuch und schließen einen Pakt: Bis zum kommenden Valentinstag in sechs Wochen wird sich keiner von ihnen umbringen. Nun sind sie ein Team, oder besser, sie versuchen eines zu sein, um sich den Willen zum Leben wiederzugeben...

Eine schöne Geschichte, mit viel Potenzial für liebenswerte und tiefgründig gezeichnete Charaktere. Leider macht der Film weniger aus seiner Idee, als letztendlich drin gewesen wäre. Über die knappen anderthalb Stunden werden zu viele Subplots eingefädelt, sodass wir die interessanten Figuren nicht genügend kennenlernen dürfen. Es sind zwar weit mehr als Schablonen, dennoch wäre etwas mehr Blick in ihre seelischen Abgründe schön gewesen anstatt die ohnehin kurze Laufzeit mit Storylines wie der Flucht vor der Presse oder der des von Sam Neill gut gespielten, aber dennoch irgendwie nutzlosen Politikers zu vergeuden. Was wir zu sehen bekommen, ist eine herzliche und zwischendurch auch schwarzhumorig-spaßige Geschichte über vier Menschen, die kurz vor dem freiwilligen Ausstieg doch wieder einen Sinn fürs Leben finden (wollen) und sich somit gegenseitig aus der Patsche helfen. Klar, es gibt die großen Konflikte, zwei von ihnen verlieben sich und der eine will aus der Story Geld schlagen... ja, "A Long Way Down" ist dabei auch recht vorhersehbar und gibt nicht viel auf Überraschungen. Aber immerhin erzählt der Film das, was er erzählen will, mit dem Herz am rechten Fleck und einigen mutigen Szenen, was ihn klar über standardisierte Ware hebt und auch bewegen kann. Die Schauspieler erhalten hier dankbare Rollen, wobei Pierce Brosnan mit einer doch recht gekünstelten Performance noch am ehesten negativ auffällt, während Toni Collette, Aaron Paul und ganz besonders Imogen Poots herausragende Leistungen aufs Parkett legen. Poots ist mit ihrem lockeren Mundwerk und den unvorhersehbaren, emotionalen Ausbrüchen, welche sie zu einem unkontrollierten Nervenbündel machen, der Dreh- und Angelpunkt, während Toni Collette die Ruhe ausstrahlt, welche dem Film gut tut. Aus der Story hätte man also doch mehr machen können, aber für einen Filmabend mit viel Herz, Humor und liebenswerten Charakteren genügt "A Long Way Down" locker... das nächste Mal sürfte mehr in Form einer längeren Laufzeit, um die Figuren noch tiefer zu charakterisieren, aber auch mehr sein.

Note: 3+


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