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Magnolia

Es ist wirklich nicht leicht, Episodenfilme wirklich gut zu machen. Oftmals sind einige Handlungsstränge stärker als andere und nicht immer kommt am Ende alles passend zusammen. Das beste Beispiel dafür, wie mans richtig macht, lieferte man uns mit "Tatsächlich... Liebe", aber nun habe ich endlich auch zum ersten Mal "Magnolia" gesehen. Dieser leidet unter den gleichen Schwächen wie viele Filme des Genres... welche jedoch begraben werden von einer Intensität, die ihresgleichen sucht.

MAGNOLIA

Wir werden Zeugen von mehreren, teils miteinander verwobenen, teils für sich gestehenden Geschichten und den Figuren, die sie durchleben. Sie alle leben in Los Angeles und versuchen in irgendeiner Form, mit ihrem Leben glücklich zu sein. Doch in sich drin besitzen sie alle noch einen tiefen Schmerz, aus der Vergangenheit, und dieser quält die Menschen. Sind sie zum Leiden bestimmt oder können sie ihren Weg verlassen, es besser machen?

Die Story von "Magnolia" kurz wiederzugeben ist eine Sache der Unmöglichkeit, darum versuche ich es gar nicht erst. Ohnehin ist es schwer, irgendwie verständlich über diesen Film zu schreiben, da er so dermaßen viele Seiten, Querverweise und Straßen einschlägt, die man unmöglich alle wahrnehmen oder beschreiben kann. Nur eins ist sicher: "Magnolia" wird sicher nicht jedem gefallen. Es ist im Grunde eine dreistündige Depression, die einem hier vorgeführt wird, ohne den winzigsten Lacher, ohne Lichtblicke. Alle Protagonisten leiden auf ihre Art und müssen damit fertig werden, es gibt Tränen, Missgunst und unendlich viel Schmerz. Das kann einen ziemlich runterziehen, jedoch sollte man dabei nicht vergessen, dass "Magnolia" auch ein beachtlicher Film ist. Jede der einzelnen Geschichten allein würde reichen, um einen Film für sich zu füllen und wir sehen derer gleich neun. Dass dabei keine von ihnen zu kurz kommt und allesamt ziemlich auf einem Qualitätsniveau angesiedelt sind, ist beachtlich... trotzdem kommt, Abwechslung hin oder her, irgendwann doch ein wenig Langeweile auf, denn drei Stunden lang kann "Magnolia" nicht bei der Stange halten, hat seine intensivsten, erschütterndsten und beeindruckendsten Momente nach nicht ganz zwei Stunden bereits erreicht und verliert sich irgendwann, mag nicht richtig zum Ende kommen. Das ist schade, aber schon in Ordnung, denn auch was uns in der letzten Stunde noch geboten wird, hat schon hohe Filmqualität. Die Schauspieler sind allesamt herausragend besetzt, sie hier alle aufzuzählen würde glatt den Rahmen sprengen, herausstechen tun jedoch ein absolut grandioser Tom Cruise, ein wunderbar verletzlicher Philip Baker Hall, ein sowieso immer fantastischer Philip Seymour Hoffman und eine endlich mal richtig geforderte Julianne Moore. Dieses ganze Knäuel zusammen fordert große Aufmerksamkeit vom Zuschauer und den Willen, sich diesen Menschen und ihren finsteren Geschichten durch und durch hinzugeben. Das verwirrt, strengt an und erschüttert. Und dennoch ist es Filmkunst auf sehr hohem Niveau, dem ich einzig wegen der störenden Überlänge und dem doch etwas dick aufgetragenen Ende keine bessere Note geben mag.

Note: 2

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