Direkt zum Hauptbereich

Beim Leben meiner Schwester

Immer wieder frage ich mich bei gewissen Filmen, wie die Caster an diese unglaublichen Kinderdarsteller kommen. Klar, da gibts auch Ausnahmen wie einen desöfteren mal schläfrigen Daniel Radcliffe, aber sieht man sich Streifen wie "Brothers", "The Sixth Sense", gerne auch die "Vorstadtkrokodile"-Reihe an, da ist es schon beeindruckend, was die Halbwüchsigen an Leistungen an den Tag legen. Eine dieser unglaublichen Entdeckungen ist zweifelsohne Abigail Breslin, welche bereits in "Little Miss Sunshine" begeisterte und 2009 in dem bewegenden Drama "Beim Leben meiner Schwester" eine 180-Grad-Wendung vollführt... dabei war sie beim Dreh gerade mal dreizehn.

BEIM LEBEN MEINER SCHWESTER

Kate Fitzgerald (Sofia Vassilieva) leidet an Leukämie. Die Eltern (Cameron Diaz und Jason Patric) versuchen alles, um ihre Tochter am Leben zu halten... dafür benutzen sie ihre extra aus diesem Grund geborene und vorausschauend mit den perfekten Genen bestückte, jüngere Tochter Anna (Abigail Breslin), welche als "Ersatzteillager" herhalten und ihrer Schwester über Blutkörperchen bis hin zu Knochenmark und Nieren alles spenden soll, was ihr das Leben retten würde. Als Anna jedoch elf Jahre alt ist, will sie ihren Körper, obwohl sie ihre Schwester über alles liebt, nicht mehr hergeben und verklagt ihre Eltern bei dem Top-Anwalt Campbell Alexander (Alec Baldwin)...

Ich weine relativ oft bei Filmen, aber in letzter Zeit weniger. Vielleicht bin ich abgestumpft, vielleicht habe ich auch einfach schon alles gesehen... aber dann gibt es sie doch wieder, die Filme, die einen treffen und bei denen man dann doch ein paar Tränen vergießt. "Beim Leben meiner Schwester" ist in seiner Emotionalität schon arg manipulierend, die sonnendurchfluteten Bilder, die (etwas zu) schmalzigen Songs, der Einsatz von starken Zeitlupen... die Macher wollen auf die Tränendrüse drücken. Und das gelingt. Und es ist noch nicht mal schlimm, dass das gelingt, denn man gibt sich diesen Emotionen nur zu gerne hin. Die Geschichte ist bewegend, trotz kleiner Längen durchgehend interessant, geht ans Herz und trifft immer wieder voll in die Magengrube. Verschönert wird hier nichts und somit ist es nur zu Teilen ein schöner, zu anderen Teilen ein sehr schmerzhafter Film. Dass dabei nicht nur die Probleme mit der krebskranken Tochter im Mittelpunkt stehen, ist bewundernswert, denn auch aus allen anderen Charakteren holt das Drehbuch hier möglichst viel raus, macht interessante Nebenschauplätze auf und sorgt so für Abwechslung... auch wenn sich letztendlich alles um Kate und ihre Krankheit dreht. Einzig eine etwas zu überraschende Wendung gegen Ende hätte nicht sein müssen, diese wirkt dann doch etwas zu dicke und hätte auch ohne das Brimborium weitaus gekonnter geklärt werden können. Den Schauspielern kann man hier durch die Bank weg nur Lob ausdrücken, wobei die Frauen hier noch besser wegkommen als die meist eher passiv agierenden Männerrollen. Alec Baldwin und Jason Patric machen das Beste daraus, aber gegen eine überraschend engstirnige Cameron Diaz in absoluter Emotionswallung kommen sie nicht an. Die Kinderdarsteller sind dann noch mal das absolute Zugpferd, bei denen selbstredend Sofia Vassilieva als krebskranke Kate und vor allem Abigail Breslin als ihre jüngere, zwingend-organspendende Schwester mit Wahnsinnsleistungen aufwarten. Den Schauspielern ist es zu verdanken, dass der Film auf emotionaler Ebene so gut funktioniert, dahin trifft, wo er treffen soll und tief bewegt. Ein, trotz kleiner Schwächen, schöner Film, der viel Wahrheit in sich trägt.

Note: 2

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid