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Captain Phillips

Redet man im Filmbereich über Piraten, kommen einem neuerdings wohl zuerst Captain Sparrow, Will Turner und Co. mit ihren spaßigen, keinen Deut in der Realität verhafteten Abenteuern in den Sinn. Doch es gibt auch noch die andere, nicht ganz so lustige Seite der Piraten-Thematik... und diese ist hart, brutal und real. Klar verdeutlicht wird dies von einem Film nach einer wahren Begebenheit, welchen "Bourne"-Regisseur Paul Greengrass vergangenes Jahr ins Kino brachte.

CAPTAIN PHILLIPS

Richard Phillips (Tom Hanks) transportiert in seinem Job gewisse Ladungen von A nach B... per Schiff. Mit seiner gelangweilten Crew soll er eigentlich einen 08/15-Alltags-Job verrichten, doch schnell wird klar, dass es dabei nicht bleiben darf. Sein Schiff, die Maersk Alabama, wird von Piraten angegriffen und eingenommen, die auf schnelles Geld aus sind und damit beginnen, den Kapitän und einen Teil der Crew zu bedrohen. Phillips hat nun die Aufgabe, seine Feinde ruhig zu halten und gleichzeitig Schiff, Crew und auch sein eigenes Leben in Sicherheit zu bringen. Doch die Situation eskaliert und bald wird Phillips zu einer einsamen Geisel mitten auf dem Ozean.

Paul Greengrass hat es drauf, spannende Szenarien im Doku-Stil zu inszenieren, dass dem Zuschauer vor Nervenkitzel auch mal der Atem stockt. Und auch hier macht er im Grunde alles richtig. Die Einführung ist kurz und knackig und nachdem die Piraten das Schiff schließlich eingenommen haben, erreicht auch die Spannung sehr gewaltige Höhen. Dies ist zum einen Tom Hanks zu verdanken, der nun nach langer Zeit endlich mal nicht mehr solide Auftrags-Arbeit verrichtet, sondern in der Rolle des sich aufopfernden Kapitäns viel Emotionen und Herzblut reinlegt. Gleiches Lob muss man dabei auch Barkhad Abdi zukommen lassen, welcher den Anführer der Piratenmeute stellenweise so furchteinflößend glaubwürdig gibt (nicht nur durch seine physischen Eigenschaften), dass man auch schon mal Gänsehaut bekommt. Leider konnte der Film mich jedoch nicht über seine über zwei Stunden andauernde Laufzeit packen und hat auch in der zweiten Hälfte einige Längen. Zudem dürfte es für mich schädlich gewesen sein, dass ich dank einiger Interviews, welche zum damaligen Kinostart Werbung für den Film machen sollten, das Ende teils wissen und teils erahnen konnte, was mir ein wenig die Spannung geraubt hat. Und auch die für Greengrass berüchtigte Wackelkamera sorgt zwar für einen realistischen, beengenden Touch, kostet aber desöfteren auch mal Nerven, wenn man zu wenig sieht und alles etwas hektisch geschnitten wird, was nicht immer zu Gunsten der Intensität kommt. Letzten Endes also ein guter Film mit einigen Längen und tollen Leistungen der Darsteller. Dass Hanks dafür nicht mal eine Oscar-Nominierung abstauben durfte, grenzt schon an eine Frechheit.

Note: 3+


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